31
Dez
2016

Federico García Lorca

Lorca1

Die Morgenröte

Die New Yorker Morgenröte
hat vier Säulen aus Morast
und Orkane schwarzer Tauben,
die in den Kloaken plätschern.
Die New Yorker Morgenröte
stöhnt auf endlos langen Treppen,
stöbert zwischen Häuserkanten
nach den Narden schemenhafter Angst.
Die Morgenröte kommt, doch kein Mund nimmt sie auf,
denn dort ist gar kein Morgen und keine Hoffnung möglich.
Die Münzen sammeln sich in räuberischen Schwärmen
und durchbohren gierig das Fleisch verlassener Kinder.
Die ersten, die hinausgehn, spüren in den Knochen:
kein Paradies wird kommen, kein Liebesblatt mehr fallen;
und sie erwartet ein Morast aus Zahlen, Normen,
fruchtloser Schweiß und Spiele ohne Kunst.
Schon ist das Licht begraben unter Lärm und Ketten,
schamlos bedroht von Wissen ohne Wurzeln.
Menschen wanken schlaflos durch die Straßen
wie eben erst entronnen aus blutig rotem Schiffbruch.
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