Sándor Petőfi
Helden in Lumpen
Auch ich könnt meine Verse kleiden
in schöne Reime, strenge Form,
geschniegelt nach der Etikette,
die in Salons der Noblen Norm.
Doch meine Lieder sind nicht Gecken,
die albern auf Empfänge gehn
mit Handschuhn, parfümierten Locken,
begierig nur nach Weibern sehn.
Zwar nicht mit Schwertern und Kanonen,
die lange schon der Rost befiel,
wird heut gekämpft, nein: mit Ideen.
Doch ist auch das kein Kinderspiel.
In diesen Schlachten des Jahrhunderts
bin als Soldat ich eingereiht,
und meine Lieder sind getreue
Vorkämpfer in dem harten Streit.
Arm sehn sie aus, zerfranst, zerschlissen,
doch groß ist ihre Tapferkeit,
und Heldenmut ehrt den Soldaten
mehr als ein goldbetreßtes Kleid.
Ob sie mich überleben werden,
die Sorge quält mich heute nicht.
Sie mögen ohne Ruhm vergehen,
erfüllten sie nur ihre Pflicht.
Ein Buch, das meine schlichten Lieder
bewahrt, ehrwürdig wird es sein
wie Gräber namenloser Helden,
die für die Freiheit standen ein.
(Übersetzung: Martin Remané
Halbe Frau - 19. Okt, 02:06